Apfel & Ei

Ich stellte neulich mit Erstaunen fest, dass der DUDEN nur einzige Form der Redewendung führt, die ich als ›für ’n Appel und ’n Ei‹ wiedergegeben hätte, und zwar ›für einen Apfel und ein Ei‹. Für mich klang das eher artifiziell und steif, weshalb ich mich fragte: Ist das wirklich die gängigere Form? Abgelenkt wurde ich von der Frage, woher die Redewendung eigentlich stammt – und im Grunde verrät das die von mir präferierte Form bereits. Sie muss in jedem Fall nördlich der Speyerer Linie entstanden sein, wo man im Dialekt ›Appel‹ sagt, während es südlich der Isoglosse ›Apfel‹ heißt. Während ich bei einer oberflächlichen Onlinerecherche früheste deutsche Belege aus der Mitte des 19. Jahrhunderts gefunden habe, scheint die Redensart in den Niederlanden bereits ein Jahrhundert früher in Verwendung gewesen zu sein. Allerdings war die Reihenfolge der Elemente hier anfangs anders – also erst das Ei, dann der Apfel. Über niederdeutsche Dialekte dürfte die Verbindung ins Standarddeutsche gewandert sein. Bei Google Books findet sich beispielsweise eine Grammatik der Mundart von Mülheim a. d. Ruhr von 1898, in der neben dieser noch andere stark ans Niederländische erinnernde Wendungen zu finden sind. Zurück zur Häufigkeit: Verschiedene Quellen liefern hierbei unterschiedliche Daten. Sucht man ganz einfach nach den entsprechenden Formen bei Google, macht die Apfel-Form rund 44 Prozent der Ergebnisse aus. Im Ngram Viewer von Google Books macht die Analyse erst ab frühestens 1975 Sinn, da in den vorherigen Jahren meist nur ein Treffer für eine der beiden Formen zu finden ist. Extrem hoch ist die Trefferzahl auch in den Jahren danach teilweise nicht. Berücksichtigt man die Jahre von 1975 bis 2008, kommt die Apfel-Form auf einen Anteil von gut 60 Prozent. 1989 ist das letzte Jahr, in dem eine der Formen ausschließlich vorkam. Zählt man nur die Werte aus den Folgejahren, reduziert sich der Apfel-Anteil leicht auf 55 Prozent. Im Deutschen Referenzkorpus/Archiv der Korpora geschriebener Gegenwartssprache macht die Apfel-Form dagegen bloß knapp 27 Prozent aus, wobei dieses Ergebnis primär auf Quellen aus Deutschland beruht. In Österreich werden beide Formen etwa gleich häufig verwendet; in der Schweiz kommt die Appel-Form, bei wiederum niedrigen Trefferzahlen, gar nicht vor. Zusammenfassend lässt sich jedenfalls sagen, dass die Appel-Form in den betrachteten Quellensammlungen keine extreme Seltenheit darstellt oder teilweise sogar die Mehrheit der Belege ausmacht. Es wäre nicht falsch, diese Form in ein (mehr oder weniger) deskriptives Wörterbuch des Deutschen aufzunehmen.

Eine Alternative

Die Akagi von Neil Summerour (Positype) – erstveröffentlicht 2008, verbessert 2011 – könnte für all jene einen Blick wert sein, die sich an Myriad und TheSans sattgesehen haben:

Die gezeigte g-Form ist in der Myriad die einzig verfügbare. Zwecks besserer Vergleichbarkeit habe ich bei TheSans und Akagi die alternative, einfache g-Form ausgewählt. Standard in diesen Schriftarten ist allerdings die komplexe g-Form. Bei Myriad und Akagi gibt es in der Aufrechten nur die komplexe a-Form, die auch bei TheSans Standard ist, aber durch eine alternative, einfache Form ersetzt werden kann. Nur TheSans und Akagi haben Kapitälchen, wobei die der Akagi die x-Höhe nicht überschreiten. Für Fließtext dürfte das zu klein sein, aber in anderen Kontexten ist es vielleicht praktisch. Besonders markant ist die Akagi in einigen Zeichen der Kursiven:

Als Einzige der drei Schriftarten bringt die Akagi außerdem ein versales Eszett mit:

Ich finde es zwar etwas zu breit und die diagonale Linie rechts oben scheint mir etwas zu dünn geraten, aber besser als nichts ist es sicher. Auch nett sind die Symbole und Piktogramme, die in der Akagi enthalten sind – wahrscheinlich nicht kaufentscheidend, aber ein niedliches Extra.

Allein bedauerlich, dass die Strichstärke der Zeichen (von den Pfeilen abgesehen) in allen Schnitten dieselbe ist und daher kaum mit den Buchstaben harmoniert.

Oostersingeldwarsstraat


Um an den Eintrag vom 27. Juli anzuschließen: Auf dem oben – mit Blick nach Südosten – gezeigten Straßenschild steht der mit 23 Zeichen längste Straßenname von Groningen, der an einem Stück geschrieben wird. Knapp dahinter: die Herepoortenmolendrift mit 21 Zeichen. Die Länge dieser Namen reicht nicht ganz an den niederlandeweiten Rekord, die Haaldersbroekerdwarsstraat in Zaandaam, heran – aber mehr als drei bzw. fünf Zeichen kürzer sind sie dann auch nicht. Übrigens sind die zugehörigen Straßen nicht ganz so rekordverdächtig wie ihre Namen; es sind ruhige Seitenstraßen, in denen man, wenn man ein Straßenschild fotografiert, freundlich von Anwohnern angesprochen wird, die nicht mal wussten, dass ihre Straße Stadtrekord ist.

De Vooruitgang


Blick nach Westen vom Hoge der A auf die andere Seite, das Lage der A. Mir war nie zuvor aufgefallen, dass die Mauerlinie die falsche Lesart ›voor-uitgang‹ (Vorderausgang) eher nahelegt als die richtige, also ›voor­uit-gang‹ (Fortschritt). Allerdings: Wer sagt, dass die erste falsch sein muss? Ich war nicht auf der Rückseite des Gebäudes, um zu prüfen, ob dort ›achter uitgang‹ steht.