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Ritzenblitzer. Oder: Die internationale Analrinne.

Ich habe jüngst festgestellt, dass sich die Bezeichnungen für die beim Vornüberbeugen durch tief sitzende Hosen sichtbare Analrinne (Crena ani – besser bekannt als Gesäßspalte, Arschritze oder dergleichen) in den Sprachen Europas deutlich unterscheiden. Vor allem scheint nicht jede Sprache dieselben Berufe (bzw. überhaupt einen Beruf) damit zu assoziieren. Am allgemeinsten ist das Deutsche, wo man umgangssprachlich von einem Handwerkerdekolleté sprechen kann. Alternativ wird aber auch vom Maurerdekolleté (das die Deutsche Welle mal als Wort der Woche würdigte) oder vom Klempnerdekolleté geredet. Letzteres ist, so vermute ich, durch das Englische inspiriert, wo plumber’s crack bzw. plumber butt Begriffe für dieses Phänomen sind. Vor allem in Großbritannien sind auch builder’s bum und builder’s cleavage gängig. Der üblichste Begriff im Niederländischen ist bouwvakkersdecolleté, zu dem es übrigens auch als deutsche Entsprechung das Bauarbeiterdekolleté gibt. Das Niederländische hat – neben bildecolleté (Hinterndekolleté) als einer der wenigen Bezeichnungen, die ohne Nennung eines Berufs auskommen – noch das stratenmakersdecolleté aufzuweisen. Das Portugiesische bietet einen offenbar vor allem in Brasilien gebräuchlichen Begriff für die entblößte Ritze, und zwar cofrinho – wörtlich übersetzt: Sparschwein (das wiederum an den amerikanischen coin slot denken lässt). Die Formulierung pagar cofrinho (ins Sparschwein einbezahlen) verwendet man, wenn jemand dieses modischen Verbrechens schuldig wurde. Noch nie vorgekommen ist dies offenbar in Frankreich; einen französischen Begriff habe ich jedenfalls nicht finden können.

Update (22. 1. 2016):

Im vergangenen Jahr kam Adrien Hervé-Pellissier, ein Unternehmer aus dem französischen Rennes, in die Presse als Erfinder spezieller Unterwäsche, die das Entblößen der Analrinne bei vornübergebeugter Haltung verhindern soll. In der Berichterstattung über das neue Produkt tauchte dann auch ein französischer Begriff dafür auf: sourire du plombier (Lächeln des Klempners) – so auch der Name der Unterwäschemarke. Andernorts wurde die Variante sourire du maçon (Lächeln des Maurers) bzw. schlicht raie du maçon (Maurerritze) genannt. In der Zwischenzeit wurde mir noch ein weiterer französischer Begriff dafür zugetragen: parking de vélo (sinngemäß: Fahrradständer). Merci, Nathalie!

Auf ein Wort (6): Lahore

Lahore (Gurmukhi: ਲਾਹੌਰ oder ਲਹੌਰ; Shahmukhi: لہور) pandsch. [lɑhɔ̀ːɾ] bzw. [ləhɔ̀ːɾ]

Auf Englisch wird die Stadt üblicherweise, nah am Original, [ləˈhɔː] bzw. rhotisch [ləˈhɔːɹ] gesprochen. Hierauf basieren auch die meisten Eindeutschungen, so etwa die Empfehlung, die das Deutsche Aussprachewörterbuch (Krech et al. 2009) gibt, nämlich [ləˈhɔːɐ̯]. Der Aussprache-DUDEN gibt die nicht-rhotische englische Lautung an und empfiehlt fürs Deutsche, etwas weiter weg vom Englischen, [laˈhoːɐ̯]. Die tagesschau ist da mit [laˈhoːʁə] noch weiter weg – vielleicht zu weit?